Isabella erzählt, wie es wirklich ist, als Prostituierte zu arbeiten
Das ist ihr Leben als Hure!
Es ist ein kalter Wochentag in einer deutschen Großstadt, ich bin am frühen Abend mit Isabella zum Interview verabredet. Isabella ist Prostituierte und bietet ihre Dienstleitung in einer Privatwohnung an. An diesem nasskalten frühen Abend stehe ich vor einem Mehrfamilienhaus und bin bespannt auf die Person, die uns gleich die Tür öffnen wird.
Isabella ist eine sehr gepflegte, sportliche und körperbewusste junge Frau, die mich mit einer offenen und sympathischen Art in die schön eingerichtete Wohnung begleitet. Der Eindruck gleicht einer normalen Wohnung und die Atmosphäre ist locker und fast so als wär man bei einer Bekannten zum Kaffeetrinken eingeladen. Eine Poledancestange im Nebenraum lässt vermuten, dass Isabella es versteht Männerträume erotische Vorlieben zu bedienen.
Isabella ist Mitte 20 und arbeitet seit mehreren Jahren selbstständig als Hure – Prostituierte und Hure sind auch die beiden Vokabeln, die im Milieu für die Dienstleistung akzeptiert und gebräuchlich sind. Eine Nutte ist ein sehr abwertendes Wort und auch nicht das, was die Arbeit wiederspiegelt, Nutten sind Frauen, die sich für einen Vodka-O oder ähnlichem abschleppen lassen, erklärt mir Isabella.
Die Kunden von Isabella sind vielschichtig und vielseitig von den Neigungen und je nach Outfit und Erscheinungsbild von Isabella fühlen sich andere Männer angesprochen. In der Anfangszeit, als Isabella in einem professionell geführten Club unter deutscher Leitung ihre ersten Erfahrungen sammelte, war sie blond, gerade volljährig und somit waren Männer, die es reizt mit einer sehr jungen Frau intim zu werden. Der Faktor Neugierde und Zufall haben zusammengespielt, da der Club direkt neben einem Solarium ansässig war in dem Isabella zu der Zeit gearbeitet hat. Man lernte sich kennen und hat sich den niveauvollen Club aus Interesse einmal von innen angeschaut. Kurz danach arbeitete Isabella zum ersten Mal nebenan.
Derzeit hat Isabella braune lange Haare, hat ein paar dezente Tätowierungen, schön gemachte lange Fingernägel, Silikonimplantate in den Brüsten schmücken den Körper ebenso wie dezent aufgespritzte Lippen. Für Jemanden, der Schubladendenken praktiziert sicherlich ein bisschen Klischee aber auf keinen Fall übertrieben oder ästhetisch unpassend. Es wird schnell klar, dass Isabella ebenso wie ihre Kunden auf den Fakelook stehen. Seit etwa 2 Jahren zieht es die Ü30 Männer verstärkt zu Isabella.
Isabella reist durch Deutschland, d.h. sie ist wochenweise in anderen Städten um zu arbeiten. Dabei drängt sich die Frage auf, wie wird der potentielle Kunde darauf aufmerksam? In Portalen wie ladies.de, 6relax.de oder kaufmich.de schalten Dienstleiterinnen Anzeigen, d.h. sie laden Fotos hoch, geben ihre Dienstleistungen und in der Regel ihre Telefonnummer an. Von der Wirkung der Portale gibt es regionale Unterschiede, Isabella weiß genau, in welcher Stadt sie auf welchen Portalen eine Anzeige schalten muss um ihre Stammkunden und Neukunden zu informieren. Der Vorteil gegenüber dem Arbeiten im Club ist, dass man sein eigener Chef ist und keine Vorgaben bezüglich Service oder Preisen bekommt. Zudem ist Alkohol in Clubs immer ein Thema, da man sich vorher mit den Kunden an der Bar unterhält und was trinkt, was auch Dauer keine gesunde Entscheidung ist. Da Isabella regelmäßig Fitness macht, ist das mit ihrer Einstellung zu Gesundheit und ihrem Körper nicht vereinbar.
Die Vielseitigkeit der Dienstleistungen geht zeitlich gesehen vom Quicky, wo es sein kann, das ein Kunde nach gefühlten 5 Minuten wieder weg ist bis zu einer ganzen Nacht oder einem Wochenende. Die Quickynummer mag Isabella nicht wirklich, weil es ihr wichtig ist eine möglichst persönliche Atmosphäre zu schaffen. Das ca. 1 Std. andauernde Gespräch zeigt mir, dass man sich bei Isabella schnell wohl fühlt und eine gefühlt persönliche Situation schnell aufkommt. Diese Illusion wird ein entscheidender Erfolgsfaktor bei ihrer Arbeit sein, denn bei aller gefühlten Nähe und Vertrautheit bleibt es doch immer das Wunschbild des Kunden. Isabella hat es gelernt, ihre gewünschte Rolle zu spielen und berufliches und privates strikt zu trennen. Egal ob die Rolle die sexy Affäre ist, die dominante und fordernde Sexpartnerin oder ob sogar Sekt und Kaviar serviert werden soll. Es gibt wenige Tabus bei Isabella, wichtig bei allem ist, dass sie die Regisseurin ist, sie macht die Spielregeln und hat das Heft in der Hand. Devot sein ist nicht ihr Ding. Es ist interessant zu hören, dass die Kundenneigungen entscheidend davon abhängen, wie der aktuelle Look von Isabella ist. Sie mag es ihre Optik zu verändern, doch sie weiß genau, dass bei blonden Haaren andere Männer zu ihr kommen als wenn sie ihre Haare schwarz gefärbt hat.
Zugleich spannend aber auch mühselig ist die Anbahnung zu einem Termin. Isabella hat eine Menschenkenntnis entwickelt, die sich bereits darin wiederspielgelt, dass sie nach eigenen Angaben zu 85 % sagen kann, ob ein Termin zustande kommt und ob dieser auch von Kunden eingehalten wird. Obwohl in den Portalen die Handynummer von Isabella ersichtlich ist, gibt es klare Regeln de Kontaktaufnahme, die dazu dienen im Vorfeld bereits die Spreu von Weizen zu trennen. Erstens: Keine Anrufe mit unterdrückter Nummer. Keiner muss Angst haben, dass Isabella ihn – falls sie momentan nicht erreichbar ist – in einer ungewollten Situation zurück ruft. Es geht schlicht und ergreifend darum, dass jemand, der anonym anruft in der Regel auch anonym gegenüber der prostituierten bleiben will. Solche Anrufe sind fast ausnahmslos keine Anrufe mit der Absicht einen Termin aus zu machen und werden deswegen ignoriert. Ebenso whatsapp oder sms. Zum Flirten per Kurznachricht sollten sich Männer auf DatingApps oder Bekanntschaften konzentrieren. Dienstleisterinnen haben keine Zeit zig Nachrichten hin und her zu schicken, dass kostet Zeit und Zeit ist das womit Geld verdient wird. Wer mit Rufnummer anruft, der geht tendenziell offen mit dem Thema um und bekommt auch meist vor dem Termin keine kalten Füße, sondern hält den Termin und die Vereinbarungen ein. Gerade jüngere Männer neigen dazu Termine häufiger platzen zu lassen als Männer Ü30.
Ein wichtiges Kriterium ist Hygiene beim Kunden. Es gibt Kunden, die machen sich bewusst zurecht, quasi wie bei einem Date. Andere wiederum nehmen es mit dem Thema Hygiene nicht so genau. Es besteht aber die Möglichkeit sich vor dem Termin zu duschen und dadurch entsprechend vorbereitet zu sein. Der Kunde erwartet und bekommt eine saubere Frau und genau das wird auch umgekehrt von Kunden erwartet und falls notwendig eingefordert.
Seit dem 01. Juli 2017 ist das Prostitutionsgesetz in Kraft getreten, welches viele Dinge bzgl. der rechtlichen und sozialen Stellung von Prostituierten zu regeln versucht. Wikipedia hat die Eckpunkt recht ordentlich zusammengefasst, so dass Interessierte diese gerne dort nachlesen können. Zwei Punkte, die im Bereich Sicherheit entscheidend sind, sind erstens, dass alle sexuellen Handlungen, das heißt sowohl Französisch als auch GV nur noch mit Schutz ausgeübt werden dürfen. Neben der gesundheitlichen Sicherheit im engeren Sinne, ist es zukünftig auch verpflichtend einen sogenannten Notfallknopf zu installieren. Für Frauen, die in Privatwohnungen ihre Dienste anbieten extrem wichtig um sich in bedrohlichen Situationen Hilfe zu bekommen. Das Thema Sicherheit war bei Isabella bereits lange vor der gesetzlichen Regelung ein entscheidender Punkt und sie versichert mir, dass die Frauen unter sich Vorkehrungen getroffen haben um keine bedrohlichen Situationen aufkommen zu lassen bzw. diese schnell im Keim zu ersticken.
Manche Kolleginnen nutzen zusätzlich zu den Anzeigen Social Media Accounts auf Facebook, Instagram und Snapchat um noch mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Mit dem launch der Facebook Fanpage Anfang 2018 und dem Instagram Account @isabella_inked91 möchte Isabella dem Wunsch der Kunden nach einer Socialmediapräsenz nachkommen.
Isabella ist eine rundum sympathische Frau, die sich aus eigenen Stücken dazu entschieden hat diesen speziellen Beruf aus zu üben. Sie ist weitsichtig genug um bereits jetzt die Weichen für ein zweites Standbein als Personal Trainer auf zu bauen.
Foto: privat