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Nazi-Vorwurf gegen Heino

Muss Jan Delay wegen Schlagerstar vor Gericht?

Ein Musiker-Krieg zeichnet sich am Zenit des deutschen Pop-Himmels ab. Vor wenigen Tagen betitelte Chartstürmer Jan Delay das deutsche Schlager-Urgestein Heino als alten „Nazi“. Prompt setzt sich dieser zur Wehr und schaltet seinen Anwalt ein. Beide Stars können sich vor Erfolg kaum retten, warum also die schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit waschen? Oder ist etwa was dran an den Nazi-Vorwürfen?

Im Interview mit diepresse.com regte Jan Delay zuletzt zum Nachdenken an, als er sagte, dass die meisten Leute vergessen, dass Heino „ein Nazi“ sei. Der Typ habe immerhin „in Südafrika während der Apartheid im Sun City gesungen“ und habe außerdem Soldatenlieder „im Repertoire“ mit Texten wie „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ und stand mit deutschen Pop-Liedern neben Bands wie Rammstein auf der Bühne.

Heino reagierte bestürzt und sauer und bezeichnete Jan Delays Aussage als „Unverschämtheit“, gegen die er mit „allen rechtlichen Mitteln vorgehen“ wolle und soll bereits seinen Anwalt eingeschaltet haben. Jetzt droht Jan Delay eine Strafanzeige wegen des Verdachtes der Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung, so Focus.de.

Es ist richtig, dass „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ als ursprüngliches Volkslied aus dem 19. Jahrhundert bereits in früheren Zeiten als umstrittenes Liedgut galt. Es befindet sich in Liedarchiven der Hitlerjugend, wurde allerdings auch vom berühmten Gospelchor „Golden Gate Quartet“ interpretiert. Auch sein Auftritt mit der häufig als rechtpopulistisch kritisierten Band Rammstein, berüchtigt für ihre zweideutigen Songtexte, sorgte für ordentlich Furore.

Nichtsdestotrotz sollte man sich vor voreiligen Verurteilungen hüten, wenn man bedenkt, dass auch eine glatzköpfige Kahlrasur mit Vorurteilen behaftet ist. Und genau so eine Frisur trägt bekanntermaßen Jan Delay selbst, der ein ausgewiesener Nazi-Gegner ist. Wie auch immer Heino auftritt und was auch immer er dabei in den Jahren seiner Erfolgsära im Hinterkopf hatte, ihn in einem öffentlichen Interview als Nazi zu betiteln, und im selben Atemzug einen geld-geiernden Steuersünder wie Uli Hoeneß als „geilen Typen“ zu erwähnen, zeugt nicht von mehr Größe, als ein geneinsamer Auftritt von Heino und Rammstein. Oder was meint ihr?

Foto: Gnal UND a nameless yeast Via Flickr.com.

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